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Der Aktenträger
Der Beruf des Aktenträgers ist nicht zu vergleichen mit dem des Hosenträgers und schon gar nicht mit der stupiden Tätigkeit des Ordensträgers; obgleich die genannten Berufsbilder ihre Hauptaufgabe im Tragen von Gegenständen sehen. Man kann im Fall des Aktenträgers davon ausgehen, daß gerade dieser Beruf in seiner wechselvollen Geschichte wohltuenden Veränderungen unterworfen war, die es heute rechtfertigen, daß der Aktenträger in der Öffentlichkeit als attraktiver und begehrenswerter
Beruf angesehen wird.Gerade die Wand-
Steintafel, der Schiefertafel, der Papyrus-
Gerade diese rassante Entwicklung hat dazu geführt, daß das Berufsbild immer weiter verfeinert wurde und die Anforderungen stark gewachsen sind. Wie es heute kaum einen Beruf ohne die Forderung des gymnasialen Abschlusses gibt, wird auch für den Aktenträger das Abitur
gefordert. Abgesehen von dem technischen Verständnis, das einen hohen Grad an Wissen und Verstand fordert, kann man davon ausgehen, daß sich das Leistungsprofil weiterhin noch steigern Wird. Waren früher handwerkliche Geschicklichkeit und körperliche Ausdauer für die Ausübung des Berufes erforderlich, so ist es heute wohl die geistige Wendigkeit, die den
Ausschlag für die Eignung gibt. Entscheidungen wie „Wohin trage ich die Akte?" oder „Welche Akte verlege ich zu welchem Zeitpunkt?"oder gar „Welche Akte wird endgültig verloren oder vernichtet?" verlangen Einsicht und Entscheidungskraft, die von weittragender Bedeutung sind und deren weitreichenden Auswirkungen, mittlerweile auch in finanzieller Hinsicht Rechnung getragen wird.
Der Beruf des Aktenträgers ist heute gut dotiert.Wobei allerdings zu unterscheiden bleibt, ob er im althergebrachten Sinn nur Akten umherträgt also im wahrsten Sinne des Wortes umschichtet und bewegt oder ob er selbständig und eigenständig, je nach Bedarf, Akten verlegt, im Umlauf
hält um sie bestimmten Stellen nicht zugänglich zu machen und ähnliche weitreichen Entscheidungen trifft. Ausschlaggebend kann auch sein , ob es sich um wichtige, weniger wichtige oder überhaupt nicht wichtige Akten handelt. Wobei für die vollkommen unwichtigen Akten, die den größten Teil des verwalteten Bestandes ausmachen, von den Gewerkschaften eine besondere Erschwerniszulage durchgesetzt werden konnte.
Im allgemeinen kann man davon ausgehen, daß der durchschnittliche Lohn bei ca. 4000.-
erreichen.
Verschweigen darf man jedoch nicht, daß die beruflichen Aufstiegschancen sehr gering sind. Nach langjähriger Tätigkeit kann man als Oberaufseher für eine Aktenträgerkolonne eingestellt werden, erhält dann noch die Aufseherzulage und zu Weihnachten drei geheime Akten zur eigenständigen Auswertung.
Die Aktenträger haben eine eigene Berufsvertretung, den Verband der aktiven und hinkenden Träger von Geheimnissen ersten bis dritten Grades.
Es handelt sich hierbei um einen eingetragenen Verein, der als gemeinnützig eingestuft ist. Er vertritt die Interessen seiner Mitglieder gegenüber den Arbeitgebern und ist für die korrekte Darstellung des Berufes in der Öffentlichkeit zuständig.
Die vorgenannten Angaben haben wir den Vereinsmitteilungen entnommen.
Insgesamt gesehen ein erstrebenswerter und vielschichtiger Beruf mit guten Aussichten. Mit Stelleneinsparungen ist kaum zu rechnen, da die Anzahl der unwichtigen und unnötigen Akten ständig zunimmt.